Floh hat geschrieben:Ich muss gerade mal eine ganz dumme Frage stellen ...
sehr bescheidene Auftritte von uns in der Spielführung oder nicht funktionierten Fehlervermeidung bei spielentscheidenden Szenen werden stets mit der Aussage abgetan, dass wir uns in einem Entwicklungsprozess befinden ... dann würde ich jetzt gern mal wissen, wann gilt die Mannschaft denn als entwickelt, so dass dann schwache Leistungen als solche auch mal an den Pranger gestellt werden dürfen und es danach nicht heißt, man würde verschiedene Sachen versuchen/ausprobieren?!
Denn wenn die nächste Saison mit drei Niederlagen bspw. in Osnabrück, gegen Stuttgart II und in Unterhaching (was ja durchaus möglich ist) beginnt, startet der Entwicklungsprozess dann von neuem?
P.s.: und ich bezweifle, dass die Regensburger Fans sich ebenfalls im Zusammenhang mit dem Stadionneubau in einem Entwicklungsprozess sehen ...
Ich sehe das ein bisschen anders.
Kritik ist erlaubt und auch notwendig. Allerdings ist die meiste Kritik hier nicht fundiert und damit nicht zielführend. Für mich ist entscheidend, das Spiel richtig zu lesen. Man muss das Gute auf dem man aufbauen kann identifizieren und benennen und dann natürlich die Probleme erkennen, analysieren und dann Lösungen finden, um die Probleme abzustellen. Das habe ich leider bei kaum einem hier gesehen. Es wurde einfach gesagt, dass es ein schreckliches und schlechtes Spiel war und dass man offensiver agieren sollte. Da steckt ein bisschen Erkenntnis und ganz wenig Lösung drin. Damit kann man dann nichts anfangen und kommt eher wie Abbau von Ärger rüber und nicht wie konstruktive Kritik.
Ich erläutere noch einmal, warum es für mich ein gutes und kein schlechtes Spiel war und begründe das auch.
Natürlich war es für den Zuschauer kein schönes Spiel, aber wenn man es genau verfolgt hat, konnte man 80% positives und nur 20% negatives sehen. Warum sage ich dass, wenn die Mannschaft offensichtlich offensiv sich nicht durchsetzen konnte. Ganz einfach deshalb, weil nur wenige Kleinigkeiten gefehlt haben, um aus der geschaffenen Basis (nahezu perfektes Defensivverhalten und passsichere Kombinationen aus dem defensiven Mittelfeld) ein überlegenes und erfolgreiches Spiel zu entwickeln. Nicht funktioniert hat das schnelle Passspiel im vorderen Drittel. Da wurden hektisch viele Bälle verloren, weshalb man nicht zu Torchancen kam und sofort wieder nur defensiv reagieren konnte. Dies lag unter anderem daran, dass max. 3 Spieler schnell nach vorne umgeschaltet haben. Man benötigt aber in der Regel mindestens 4 Spieler, die nach Ballgewinn und bei Unordnung des Gegner schnell umschalten und die sich automatisch durch den aufgerückten Gegner ergebenden Räume besetzen. Ich hätte zur Hälfte der ersten Halbzeit taktisch umgestellt und den offensiven Spielern auferlegt den Ball im vorderen Drittel zu sichern, um den anderen Spielern das Nachrücken zu ermöglichen. So hätte man das Spiel unter Kontrolle bekommen, denn man war im kurzen Kombinationsspiel dem Gegner eindeutig überlegen. Allein diese Änderung hätte uns gute Chancen ermöglicht, das Spiel durch eigenes agieren unter Kontrolle zu bringen. Es waren also nur kleine Dinge, die nicht gelaufen sind, wie sie sollten, weshalb ich einfach das Spiel bei weitem nicht so schlecht gesehen habe. Die Entwicklung ist aber eindeutig zu sehen. Vor einem Jahr haben wir noch mit 80% langen Bällen aus der Abwehr unser Offensivspiel initiiert oder sofort über die Außenverteidiger gespielt. Das hat sich grundlegend geändert. Wir spielen per Kurzpassspiel über die Mitte nach vorne. Das gibt uns mehr Kontrolle über das Spiel (kurze Pässe sind einfacher zu kontrollieren als lange) und auch mehr Optionen, weil der Raum nach beiden Seiten offen ist. Dieser bessere Spielaufbau und die damit einhergehende Kontrolle insbesondere in Heimspielen ermöglichen es uns mehr zu agieren, als zu reagieren.
Da es diese Entwicklung gibt, sehe ich diese Rückschläge viel gelassener, weil die Richtung des Weges stimmt.
Vielleicht sollten sich aber einige auch mal mit ihren eigenen Ansprüchen auseinandersetzen. Realistisch sind wir kein Aufstiegsanwärter, weil wir zwar besser spielen als früher, aber es noch nicht so verinnerlicht haben, dass wir diese Leistungen konstant abrufen können. Wenn man sich also realistisch von diesen Aufstiegsträumen verabschiedet und den Dingen seinen Lauf lässt (natürlich nicht ohne kritisch zu hinterfragen), dann können wir in absehbarer Zeit zu einem Aufstiegsanwärter reifen. Aktuell sind wir es von unserem Leistungsvermögen her noch nicht.