Papa hat geschrieben:SV Babelsberg 03 vs FC Rot-Weiß Erfurt – der Versuch einer nüchternen Nachbetrachtung eines Shice Urlaubstages
Jeder kennt sie diese Tage, wo man schon kurz nach dem morgendlichen Aufstehen verzweifelt nach dem Reset-Knopf sucht, um nochmal von vorne anzufangen, meistens vergeblich. Der 02.August 2011, Urlaubstag des Schreiberlings, kann getrost in diese Rubrik mit aufgenommen werden. Der Tag, eigentlich top durchgeplant, begann bereits mit der Nachricht, dass das dringend benötigte Baumaterial für das Jahrzehnt-Projekt Zuwegung nicht rechtzeitig geliefert werden kann.
OK, mußte der Vormittag anders als geplant über die Runden gebracht werden.
Endlich rückte die magische Zeit 13:30 immer weiter heran. Zu diesem Zeitpunkt sollte die lange, aufwendig mit vielen Telefonkosten und zusätzlichen grauen Haaren geplante, Fahrt zum Höhepunkt des Tages, ach was schreibe ich da, zum Höhepunkt des Urlaubes, dem Auswärtsspiel des unangefochtenen Spitzenreiters der 3.Fußballbundesliga FC Rot-Weiß-Erfurt beim gerade so noch mit postivem Lizenzbescheid versehenen SC Babelsberg 03 starten.
Im schicken Auswärtstrikot, ordentlich beflaggt und mit ein paar Flaschen Premium Bier im Gepäck warteten eine Handvoll Verrückte auf die letzten beiden Personen, von denen eine eine Frau war. Es wurde 14Uhr und die Unruhe stieg in ungeahnte Höhen. Spätestens an dieser Stelle hätte ich den relativ kurzen Heimweg antreten sollen, denn das konnte eigentlich nix mehr werden. Ich blieb und wurde Zeuge einer Auseinandersetzung erwachsener Menschen, die jeder Kindergartengruppe zur Ehre gereicht hätte. Aber irgendwann ging es dann endlich los und überraschenderweise kamen wir relativ flott vorwärts und unserem geplanten Ankunftsziel von 17 Uhr noch recht nah. Unterweg haben wir lediglich den Kleinbus der Werrathaler getroffen, so dass schon ein wenig Angst aufkam, ob wir 8 Leutchen etwas die Hälfte des Gästemobs darstellen sollten.
Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durchs beschauliche Potsdam gelangten wir endlich in den Stadteil Babelsberg. Die Straßennamen kamen bekannt vor aber wie aus einer lange vergessenen Zeit: Rosa Luxemburg Straße, Rudolf Breitscheid Straße, Karl Liebknecht Straße usw. Wie froh waren wir, als wir endlich das Schild „Alte Novaves“ sahen. Da wollten wir hin aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der in diesem Falle (Polizei“ auf dem Rücken stehen hatte. Mit einem barschen und kurzen, jeden Widerspruch im Keim erstickenden „UMDREHEN“ machte er uns klar, dass für uns diese Straße mit unserem Wagen nicht zu befahren ist. So beehrten wir, wie wviele andere RWE-er, den Parkplatz eines Netto-Marktes, deren Inhaber sicher hocherfreut waren über soviel Nichtkundschaft, die den Parkplatz aus allen Nähten platzen ließ. Das war auch der Zeitpunkt der ersten positiven Überraschung – Rot-Weiß wo man hinblickte, wie zu Hause.
Vorfreude stellte sich ein und ein flaues Gefühl in der Magengegend – Hunger.
Also ab zu Fuß in die „Alte Novaves“, wo in jedem Lokal thüringer Dialekt gesprochen wurde.
Endlich waren wir im „Waisenhaus“ angekommen, dort stand auf einem Schild „Nudeln mit Gulasch für 5,70. Her damit aber der nette Herr mit der Lederschürze und den lustigen Sprüchen über die keiner lachen konnte, meinte „Nö, für Euch nur das Bratgut auf dem Grill da draussen“
Nach einem kurzen Blick auf das, was die Preussen unter Bratwürsten verstehen, konnte der Mann mit der Lederschürze durch Androhungen und auch mit Wedeln von bunten Papierscheinen davon überzeugt werden, den Nudeltopf nochmal heiß zu machen und siehe da – lecker.
Pünktlich, nach Entlöhnen von 16 Talern im „Karli“ angekommen – ein ordentlicher Gästemob (ich schätze 700-800 Leute) und nicht viel mehr Potsdamer, die auch hier den Liebknecht Karl auf einigen Zaunis ihre Referenz erwiesen.
Zum Spiel will ich eigentlich nicht so viel schreiben, vieles Richtige ist hier bereits geschrieben worden und ich befinde mich gerade in der Vergessensphase. RWE mit guten Angriffsaktionen in den ersten 15 Minuten, eine von den drei Chancen muss rein, dann siehts anders aus. Babelsberg harmlos bis dahin und in HZ mit 1,5 Chancen, wobei die eine schon zum Rückstand hätte führen können. Zu den Spielern nur so viel. Caillas gehört nicht mehr in diese Mannschaft, zumindest nicht mit einer Laufbereitschaft, die gegen NULL tendiert. Das ist gestern erst richtig klar geworden und bestätigt meine These, dass Ströhl meistens dann schlecht aussieht, wenn Caillas keine Lust hat.
Und gestern versprühte er das Esprit einer warmen offenen Selters. Ströhl bis zu seiner RK einer der Besseren, weil kampfeswillig und Laufstark, genau das was vielen RWE-ern gestern abging und was die Ursache für die Niederlage war. So, wie RWE gestern aufgetreten ist, wird man kein Spiel gewinnen können, soviel ist klar. Nur den Ball vor dem 16-er hin und her zu schieben, das war brotlos.
Bemerkenswert war allerdings, dass kurz nachdem der Babelsberger Mob lautstark „Wir sind Assis und schlafen unter Brücken“ oder so ähnlich, von sich gab, deren Mannschaft sich genötigt sah, mein erhofftes 0:0 zu pulverisieren – kann natürlich auch Zufall gewesen sein.
Aber immerhin durfte ich 3x „Olsenbande“ hören, wenn s nicht so traurig gewesen wäre, ich hätte zumindest schmunzeln können.
Aber ich sollte noch zu meinem persönlichen Highlight kommen.
Aufgrund eines „VersuchNikiLaudaFahrers“ am Steuer des Wagens, in dem ich Platz genommen hatte, durfte ich nach handgestoppten 2h05min den Schlüssel zu meinem Haus in Erfurt umdrehen.
Waaahnsin- schöner, wie wense fliechs. Aber eigentlich habe ich da immer noch den Reset-Knopf gesucht, denn irgendwie war es ein Shice-Tag.