Beitragvon Micha » Sonntag 20. August 2017, 08:14
Was am Ende bleibt, ist allein das Ergebnis. Und da steht wie bereits am vergangenen Wochenende, als die Mannschaft mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde, ein 0:1. Heute gab es jedoch keinen Beifall, sondern viele Pfiffe und Unmutsbekundungen. Die richteten sich aber nicht gegen die Jungs im rot-weißen Trikot, sondern gegen den Schiedsrichter Markus Wollenweber. Sein erstes Drittligaspiel sollte auch sein letztes gewesen sein. Doch dazu später mehr, zunächst wollen wir die wenigen positiven Dinge ansprechen:
Die zweite Halbzeit und vor allem die letzten 20 Minuten. Da habe ich einen unbedingten Willen gesehen. Leider fehlt im Moment auch einfach das Glück, dass mal ein Ball über die Linie geht. Doch diese Leidenschaft muss von Beginn an da sein und nicht erst, wenn man wieder mit dem Rücken zur Wand steht und zurückliegt. Die Mannschaft hat Moral gezeigt und ist trotz des Rückstandes und den Schiedsrichterentscheidungen nicht auseinandergefallen. Was sie aber dringend braucht, ist ein Erfolgserlebnis. Den letzten RWE-Sieg gab es am 5. Juli 2017 (!!!) in Sangerhausen beim 2:0-Testspielsieg gegen Viktoria Berlin. Diese Negativserie ist beängstigend. Und schaut man auf die nächsten Spiele, werden die Gegner nicht einfacher. Aalen, Derby, Osnabrück, Haching, Karlsruhe. Ich mutmaße: Sollten wir in Aalen verlieren, was nicht ausgeschlossen ist und auch das Derby nicht gewinnen, wird es Veränderungen geben. Vielleicht sogar geben müssen, um neue Impulse zu setzen.
Aber denken wir lieber positiv. Vielleicht gibt es eine „jetzt-erst-recht“-Reaktion der Mannschaft in Aalen und ein Sieg im Derby wäre ein Segen – für das gesamte und derzeit gebeutelte RWE-Umfeld. Eigentlich kann man nur froh sein, dass das nächste Heimspiel ein Derby ist. Sonst kämen bestimmt noch weniger als die knapp 3600 Zuschauer von heute. Auch sehr beängstigend. Zumal es heute gegen den Tabellenführer ging. Aber wenn man als Verein wenig bis gar keine Werbung für die Heimspiele macht außer auf Facebook und Twitter, wenn man sich alle zwei Wochen die katastrophale Einlasssituation vor allem in der Südkurve anschauen muss, trotz fast leerem Block N die Steigerwald-Fankids, die beste Aktion der letzten Jahre, in die ersten Reihen vor Block O, wo sie kaum etwas sehen, abschiebt, und dann noch diesen – leider – unansehnlichen Fußball anschauen muss, kann man nicht mehr Zuschauer erwarten. Warum auch heute wieder mit nur einem Stürmer in einem Heimspiel? Warum gelingt in der ersten Halbzeit überhaupt kein Aufbauspiel? Was ist eigentlich unser System? Hohe Bälle und vorne hilft der liebe Gott? Wir hatten in ersten Durchgang nicht eine richtige Torchance. Wie schon in der letzten Saison ist das das Hauptproblem. Zwei Tore in fünf Spielen, dazu erzielt von Abwehrspielern, sprechen eine deutliche Sprache. Was mir da fehlt, ist der Mut.
Dass es grundsätzlich geht, konnte man nach der Pause sehen. Warum nicht offensiv ausgerichtet von Beginn an? Mal einem Gegner sein Spiel aufdrängen. So wie Magdeburg zum Beispiel in den ersten 20 Minuten gegen uns oder wir im ersten Saisonspiel gegen Münster. Das würde auch die anwesenden Zuschauer eher begeistern und irgendwann hoffentlich auch wieder den ein oder anderen Zuschauer mehr.
Warum der DFB bei seinem selbsternannten Premiumprodukt zum wiederholten Male einen solchen Schiedsrichter nach Erfurt schickt, ist nicht zu erklären. Dass junge Schiedsrichter irgendwann herangeführt werden müssen, ist völlig verständlich, aber auch in dieser Liga geht es bereits um viel Geld und um Existenzen. Wie sagte Philipp Klewin völlig richtig im Interview: Es ist eine Profiliga, dann bitte auch Profischiedsrichter. Von Beginn an war das heutige Gespann völlig überfordert. Taktische Fouls wurden nicht geahndet, Handspiele im Strafraum nicht gesehen, den Ausball vor dem 0:1 MUSS der Assistent sehen, aber nur, wenn er auf Ballhöhe ist, was er natürlich nicht war. Mindestens einen Elfmeter muss er geben. Und wenn man bedenkt, dass uns bereits in Zwickau ein klarer Elfmeter verwehrt wurde, fehlen bereits drei Punkte, die auf der Habenseite hätten stehen können bzw. müssen.
Jetzt gilt es, zusammenzurücken. Verein, Mannschaft, Umfeld, Fans. Gemeinsam stehen wir bereits nach fünf Spielen am Tabellenende, gemeinsam müssen wir da wieder raus. Deshalb kann es am kommenden Samstag nur heißen: Auf nach Aalen. Für Thüringen. Für Erfurt. Für Rot-Weiß!
Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl [Herbert Grönemeyer]