Beitrag von kirchi » Montag 4. Dezember 2017, 08:22
discover.fitful.de hat geschrieben:Macht uns das Steigerwaldstadion krank?
Ich möchte mit diesem Beitrag möglichst provokativ die Frage stellen, tut uns das Steigerwaldstadion in der Form gut und welche Alternativen dazu gibt es?
Geht man zurück in die frühen Jahre dieses Jahrzehntes, hatte man den Eindruck, ein neues Stadion ist die automatische Fahrkarte in bessere Welten. Dresden, Rostock und Halle waren die Vorbilder im Nordosten. Aber blickt man heute zurück, dann waren Stadionumbauten für viele Vereine ein Nackenschlag. Offenbach, Aachen und letztendlich auch 1860 München sind Beispiele für meine These. Grob betrachtet, kann es wohl nicht nur am Stadion liegen. Oftmals kommen Größenwahn, Visionen, Missionen und der Zwang Erfolg zu haben dazu. Etwas Misswirtschaft, schlechte strukturelle Voraussetzungen oder auch letztendlich fehlender Rückhalt in der Bevölkerung sind ebenso wichtige Schritte in Richtung finanzieller Ruin. Aber bei den Ankündigungen Anfang des Jahrzehnts, war es kein Wunder, dass auch in Erfurt diese Diskussion schnell aufkam. Ich behaupte an der Stelle, der Stadionumbau war und ist prinzipiell richtig und auch wichtig für die Stadt Erfurt. Aber ob auch der Verein FC Rot-Weiß Erfurt langfristig von dieser Immobilie profitiert, ist für mich, unter den derzeitigen Bedingungen fraglich.
Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Da ist zum einen die öffentliche Wahrnehmung des Vereins als Pleiteverein. Die Bevölkerung meidet den FC Rot-Weiß größtenteils. Der Stadionbau wird als Luxusimmobilie für den RWE wahrgenommen. Doch wäre es wirklich so, dann würde keine Multifunktionsarena am Steigerwald stehen. Der Dreiseitenhof ist doch ein Kompromiss. Ein fauler fast. Denn mit der nicht nutzbaren Westtribüne, der Laufbahn, der Distanz zum Spielfeld ist man nur bedingt attraktiv. Immerhin sind Wetterschutz und sanitäre Anlagen inzwischen kein Minus mehr. Was dem Verein schadet, ist der vorgeschriebene Anbieter beim Catering. CCS macht sicherlich qualitativ einen ordentlichen Job, aber die Preise sind, im Gegensatz zu denen vor dem Umbau, schlicht und ergreifend zu hoch. Die Betreibergesellschaft will halt auch mitverdienen. Verschärft stellt sich das Problem im VIP Bereich dar. Dort muss CCS auch die Reichen und Schönen bedienen. Kein freier Wettbewerb, keine Möglichkeit für den Verein eine maßgeschneiderte Lösung zu finden. Weiter geht es am Spielfeld selbst. Der RWE muss für Auf- und Abbau der Werbebanden zahlen. Logisch, da das Stadion nicht nur dem RWE dient. Aber eben genau diese Konstellation sorgt dafür, dass dem RWE, im Gegensatz zu Mitbewerbern Mehrkosten entstehen. Kommen wir zur Westtribüne. Das fehlende Fragment im Gebäudekomplex. Der Verein muss die Absicherung, als Trennung zwischen Heim- und Gästefans, zahlen. An sich auch ein normaler Vorgang, aber, dass der Verein diese Tribüne im Bedarfsfall nicht nutzen kann, hat ein Geschmäckle. Gegen Jena kann man davon ausgehen, dass ca. 2500 Ticket zu 25 Euro dem Verein durch die Lappen gegangen sind. Über sechzigtausend Euro sind das.
Die vielen Schlagzeilen rund um den Umbau in Presse, Radio, Internet und Fernsehen wurden letztendlich dem Verein angehangen. Matthias Thüsing ist ein leuchtendes Beispiel (für mich), dass Journalismus nicht immer objektiv und frei von Vorurteilen ist. Aber das nur am Rande erwähnt, denn da gibt es noch andere Brandstifter. Aber der Schaden für den Verein ist immens. Wie bereits eingangs erwähnt, gilt der Verein in breiten Teilen der Bevölkerung als hoffnungsloser Fall. Dazu kommt fehlender politischer Rückhalt. Lokalpolitiker wie Katrin Hoyer schießen aus persönlicher Überzeugung gern gegen den Verein, aber, dass diese Politiker dann auch noch tragende Rollen beim Stadionumbau haben, ist nur ein Puzzleteil zum Gesamtkonstrukt welches in der mehrfach verschobeben Eröffnung gipfelt. Für die letztendlich der Verein auch die Rechnung bezahlt hat.
Also beantworte ich meine provokant gestellte Frage für mich. Ja, das Stadion ist eher Fluch als Segen. Selbstbestimmung und Identität sind ein Stück weit verloren gegangen. Strukturelle Voraussetzungen können nicht vollends genutzt werden. Vermarktungsmöglichkeiten für Merchandising u.Ä. fehlen komplett. Meine eingangs gestellte Frage kann nur im Wechselspiel Verein und Stadt beantwortet werden. Aber ich habe auch die Frage nach Alternativen gestellt. Welche Alternative zum Steigerwaldstadion gibt es? Die Grubenstraße ist nur bedingt, ab Oberliga abwärts, nutzbar. Das Gebreite ist das Trainingszentrum. Also bleiben alle meine Alternativen nur auf dem Papier umsetzbar. Ein Stadion wie das des FSV Zwickau wäre für den RWE genau die richtige Lösung. Ca. 10000 Plätze, keine Laufbahn und einfache Bauweise. Ich könnte mir vorstellen, dass im Gebreite auf den hintersten Plätzen genauso ein Stadion errichtet werden könnte. Die Kostenfrage ist ungeklärt und es käme mit Sicherheit auf die Mitarbeit tausender RWE Fans (als Eigenleistung) an und trotzdem wäre ein Gönner notwendig. Einzig die Stadt Erfurt hätte kein Interesse daran, würde damit der Hauptmieter wegfallen. Übrigens die Stadionmietediskussion ist bisher zu kurz gekommen, aber auch die trägt zu meiner Flucheinschätzung bei.
Wie seht ihr das?
[quote="discover.fitful.de"]Macht uns das Steigerwaldstadion krank?
Ich möchte mit diesem Beitrag möglichst provokativ die Frage stellen, tut uns das Steigerwaldstadion in der Form gut und welche Alternativen dazu gibt es?
Geht man zurück in die frühen Jahre dieses Jahrzehntes, hatte man den Eindruck, ein neues Stadion ist die automatische Fahrkarte in bessere Welten. Dresden, Rostock und Halle waren die Vorbilder im Nordosten. Aber blickt man heute zurück, dann waren Stadionumbauten für viele Vereine ein Nackenschlag. Offenbach, Aachen und letztendlich auch 1860 München sind Beispiele für meine These. Grob betrachtet, kann es wohl nicht nur am Stadion liegen. Oftmals kommen Größenwahn, Visionen, Missionen und der Zwang Erfolg zu haben dazu. Etwas Misswirtschaft, schlechte strukturelle Voraussetzungen oder auch letztendlich fehlender Rückhalt in der Bevölkerung sind ebenso wichtige Schritte in Richtung finanzieller Ruin. Aber bei den Ankündigungen Anfang des Jahrzehnts, war es kein Wunder, dass auch in Erfurt diese Diskussion schnell aufkam. Ich behaupte an der Stelle, der Stadionumbau war und ist prinzipiell richtig und auch wichtig für die Stadt Erfurt. Aber ob auch der Verein FC Rot-Weiß Erfurt langfristig von dieser Immobilie profitiert, ist für mich, unter den derzeitigen Bedingungen fraglich.
Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Da ist zum einen die öffentliche Wahrnehmung des Vereins als Pleiteverein. Die Bevölkerung meidet den FC Rot-Weiß größtenteils. Der Stadionbau wird als Luxusimmobilie für den RWE wahrgenommen. Doch wäre es wirklich so, dann würde keine Multifunktionsarena am Steigerwald stehen. Der Dreiseitenhof ist doch ein Kompromiss. Ein fauler fast. Denn mit der nicht nutzbaren Westtribüne, der Laufbahn, der Distanz zum Spielfeld ist man nur bedingt attraktiv. Immerhin sind Wetterschutz und sanitäre Anlagen inzwischen kein Minus mehr. Was dem Verein schadet, ist der vorgeschriebene Anbieter beim Catering. CCS macht sicherlich qualitativ einen ordentlichen Job, aber die Preise sind, im Gegensatz zu denen vor dem Umbau, schlicht und ergreifend zu hoch. Die Betreibergesellschaft will halt auch mitverdienen. Verschärft stellt sich das Problem im VIP Bereich dar. Dort muss CCS auch die Reichen und Schönen bedienen. Kein freier Wettbewerb, keine Möglichkeit für den Verein eine maßgeschneiderte Lösung zu finden. Weiter geht es am Spielfeld selbst. Der RWE muss für Auf- und Abbau der Werbebanden zahlen. Logisch, da das Stadion nicht nur dem RWE dient. Aber eben genau diese Konstellation sorgt dafür, dass dem RWE, im Gegensatz zu Mitbewerbern Mehrkosten entstehen. Kommen wir zur Westtribüne. Das fehlende Fragment im Gebäudekomplex. Der Verein muss die Absicherung, als Trennung zwischen Heim- und Gästefans, zahlen. An sich auch ein normaler Vorgang, aber, dass der Verein diese Tribüne im Bedarfsfall nicht nutzen kann, hat ein Geschmäckle. Gegen Jena kann man davon ausgehen, dass ca. 2500 Ticket zu 25 Euro dem Verein durch die Lappen gegangen sind. Über sechzigtausend Euro sind das.
Die vielen Schlagzeilen rund um den Umbau in Presse, Radio, Internet und Fernsehen wurden letztendlich dem Verein angehangen. Matthias Thüsing ist ein leuchtendes Beispiel (für mich), dass Journalismus nicht immer objektiv und frei von Vorurteilen ist. Aber das nur am Rande erwähnt, denn da gibt es noch andere Brandstifter. Aber der Schaden für den Verein ist immens. Wie bereits eingangs erwähnt, gilt der Verein in breiten Teilen der Bevölkerung als hoffnungsloser Fall. Dazu kommt fehlender politischer Rückhalt. Lokalpolitiker wie Katrin Hoyer schießen aus persönlicher Überzeugung gern gegen den Verein, aber, dass diese Politiker dann auch noch tragende Rollen beim Stadionumbau haben, ist nur ein Puzzleteil zum Gesamtkonstrukt welches in der mehrfach verschobeben Eröffnung gipfelt. Für die letztendlich der Verein auch die Rechnung bezahlt hat.
Also beantworte ich meine provokant gestellte Frage für mich. Ja, das Stadion ist eher Fluch als Segen. Selbstbestimmung und Identität sind ein Stück weit verloren gegangen. Strukturelle Voraussetzungen können nicht vollends genutzt werden. Vermarktungsmöglichkeiten für Merchandising u.Ä. fehlen komplett. Meine eingangs gestellte Frage kann nur im Wechselspiel Verein und Stadt beantwortet werden. Aber ich habe auch die Frage nach Alternativen gestellt. Welche Alternative zum Steigerwaldstadion gibt es? Die Grubenstraße ist nur bedingt, ab Oberliga abwärts, nutzbar. Das Gebreite ist das Trainingszentrum. Also bleiben alle meine Alternativen nur auf dem Papier umsetzbar. Ein Stadion wie das des FSV Zwickau wäre für den RWE genau die richtige Lösung. Ca. 10000 Plätze, keine Laufbahn und einfache Bauweise. Ich könnte mir vorstellen, dass im Gebreite auf den hintersten Plätzen genauso ein Stadion errichtet werden könnte. Die Kostenfrage ist ungeklärt und es käme mit Sicherheit auf die Mitarbeit tausender RWE Fans (als Eigenleistung) an und trotzdem wäre ein Gönner notwendig. Einzig die Stadt Erfurt hätte kein Interesse daran, würde damit der Hauptmieter wegfallen. Übrigens die Stadionmietediskussion ist bisher zu kurz gekommen, aber auch die trägt zu meiner Flucheinschätzung bei.
Wie seht ihr das?
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